Die Geschichte des Poschwecks
„Also genießen wir die Ostereier und essen dabei süßes Weißbrot, womit die Bäcker dem alten Herkommen nach ihren Kunden alljährlich um Ostern ein Geschenk zu machen pflegen“, lesen wir in den Aufzeichnungen des Archivars Meyer von 1788. Dies gilt nicht nur für die Stadt Aachen, sondern auch für ihr „Reich“, die Quartiere Würselen, Weiden, Haaren, Orsbach, Laurensberg und Vaalser Quartier sowie den ganzen Aachener Raum.
Die Kunden der Bäcker hatten zu Osten Anspruch auf ein unentgeltlich geliefertes Süßbrot, den „Poschweck“. Der Name setzt sich aus dem Aachener Mundart-Wort „Poschen“ (Ostern) und „Weck“ (Brötchen) zusammen. Poschweck bedeutet also schlicht und einfach „Osterbrötchen“. 1760 bemerkte der Bürgermeisterdiener Johannes Jansen in seinem Tagebuch: „um die Ostern haben die Bäcker keine Osterwecken backen wollen. Allein der Magistrat hat sie dazu gezwungen, für deren Geld zu backen.“ Der allgemeinen Teuerung halber verbaten die Franzosen für 1795 die Herstellung von Poschwecken. Die Aachener Bäcker nahmen dies zum Anlass, auch für das folgende Jahr ihren Kunden das übliche Ostergeschenk zu verweigern. Das führte indes im Gebiet von Aachen zu derartigen Krawallen, dass der Rat der Stadt am 1. April 1796 eine scharfe Anordnung erließ, die eine sofortige Nachlieferung der Osterwecken innerhalb von zehn Tagen erforderte und erzwang. Es dauerte mehr als ein halbes Jahrhundert, bevor sich die Bäcker erneut zum Widerstand aufrafften.
Im Jahr 1846 beantwortete die Aachener Bürgerschaft die öffentliche Erklärung der Bäckermeister, sie würden in Zukunft keine Süßwecken zu Ostern verschenken, mit der halb karnevalistischen, halb ernsten Poschweckrevolution, bei der einige Fensterscheiben in Bäckerläden zu Bruch gingen. Die Regierung stellte sich auf den Standpunkt der um ihren Poschweck kämpfenden Bürgerschaft – die Bäcker mussten den alten Brauch wieder aufnehmen.
Im Jahr 1888 erreichte es die Aachener Bäckerinnung, dass man zwar zu Ostern in jedem Bäckerladen Poschwecken bekommen konnte, aber gegen gutes Geld.
Seither gab es auch im Umfeld kein Freibrot mehr zur Osterzeit.